Panoramakopf GOBI von Bushman Panoramic im Test
Die Frage nach dem idealen Panoramakopf hat sich jeder Panoramafotograf wohl schon mehr als einmal gestellt. Es gibt viele, darunter auch einige sehr gute und durchdachte, Produkte in allen Preisklassen auf dem Markt – wie soll man da das Passende für sich finden? Nun, das richtet sich in erster Linie danach, was man damit machen möchte, wo und wie man sein Equipment einsetzen will.
Da ich öfters Panoramen outdoor fotografiere, muss meine komplette Ausrüstung im Rucksack geschleppt werden. Wenn neben Kamera, zwei bis drei Objektiven und diversem Zubehör noch zwei Stative und der Pano-Pole dabei sind, wird das Gewicht bei Gebirgstouren schnell lästig. Mitte des Jahres war ich deshalb auf der Suche nach einem neuen Panoramakopf. Möglichst kompakt und leicht sollte er also sein, gleichzeitig aber stabil genug, eine durchschnittliche Spiegelreflexkamera zu tragen. Außerdem schieden diverse Objektiv-Ring-Befestigungen aus, weil ich nicht nur einzeilige Panoramen mit dem Fish-Eye fotografieren wollte. Der Panoramakopf sollte multi-row-fähig sein und den Einsatz von Weitwinkel- und Normalobjektiven erlauben. Bei der Recherche im Web stieß ich auf die Firma Bushman Panoramic, die in Tschechien seit 2010 Ausrüstung für die Panoramafotografie herstellt und genau das im Programm zu haben schien, was ich suchte: den Panoramakopf GOBI.
Die Online-Bestellung war unkompliziert, alle meine Fragen wurden im Vorfeld schnell und kompetent von den “Buschmännern” beantwortet. Nach wenigen Tagen wurde der Kopf geliefert.
Der erster Eindruck beim Auspacken war durchweg positiv. Der GOBI macht trotz seiner geringen Größe einen stabilen und wertigen Eindruck. Alle Teile sind aus anodisiertem Aluminium gefertigt. Der Panoramateller QICK CLICK rastet satt und präzise. Der GOBI wird mit einem kleinen Case geliefert, das alle Teile für den Transport aufnimmt. Erstaunlich sind Packmaß und Gewicht: 16 cm Länge, 8 cm Breite und 6 cm Tiefe bei gerade einmal 320 Gramm Gewicht! Ein kleinerer und leichterer Multi-Row-Kopf ist mir bisher nicht untergekommen.
Gobi im Detail
Der Pano-Kopf besteht aus drei Teilen: dem horizontalen Arm mit dem Panoramateller QUICK CLICK (1), dem vertikalen Arm mit dem oberen Rotator (2) und der Schnellwechselplatte (3).
Der QUICK CLICK hat auf der Unterseite einen 3/8 Zoll-Anschluss. Mit der ersten, der beiden kleinen, roten Schrauben arretiert man den Panoramateller, so dass man ihn leicht auf das Stativ schrauben und festziehen kann. Mit der zweiten Schraube kann man einstellen, ob sich der Teller frei dreht oder rastet.
Bei der Bestellung kann man zwischen 4, 6, 8, 10, 12 oder 15 Klicks/Umdrehung wählen. So lässt sich der QICK CLICK auf jede erdenkliche Kamera-Objektiv-Kombination anpassen. Oder man lässt den QUICK CLICK frei drehen und liest an der Skala den Drehwinkel ab.
Positiv ist mir die in der unteren Armbasis integrierte Wasserwaage aufgefallen. Keine Alibi-Funktion sondern durchaus brauchbar!
Genial, weil eigentlich so simpel, ist die Idee des Nadir-Adapters. Man löst den vertikalen Arm, verschiebt ihn auf der Basis ganz nach außen und dreht ihn um 180°. Versetzt man das Stativ ein Stück, kann man komfortabel ein Bodenbild aufnehmen und ärgert sich nicht mehr über verwackelte Freihand-Aufnahmen bei längeren Belichtungszeiten. Aufgrund der geringen Größe des Gobi kann man das Stativ zwar nicht um Größenordnungen versetzen, aber wer die Stativbeine nicht allzu weit abspreizt, kommt gut damit zurecht.
Der vertikale Arm mit dem oberen Rotator wird mittels großer, roter Schrauben befestigt. Ebenso die Schnellwechselplatte und die Arretierung des oberen Rotators. Diese Schrauben lassen sich gut greifen und sind gegen versehentliches Herausfallen gesichert.
Der obere Rotator rastet präzise in 15°-Schritten – ein praxisgerechter Abstand. Wer andere Winkelschritte benötigt, kann Ringe mit anderen Rastungen nachbestellen.
Die Schnellwechselplatte hat kameraseitig eine Gummiauflage, die einerseits den Boden der Kamera schützt und andererseits für den nötigen Grip sorgt. Die Befestigungsschraube ist gegen Herausfallen gesichert und lässt sich ohne Werkzeug festziehen. Ein kleiner Pfeil markiert die korrekte Befestigungsrichtung. An solch kleinen aber wichtigen Details zeigt sich, dass der Hersteller hier mitgedacht hat.
Die Schnellwechselplatte lässt sich übrigens auch direkt auf dem horizontalen Arm befestigen. So kann man leicht einzeilige Panoramen im Querformat fotografieren.
Zwei Rail-Stops, die per mitgeliefertem Inbusschlüssel befestigt werden, markieren die Position von vertikalem Arm und Schnellwechselplatte auf den Schienen. Die Skalen sind nicht gedruckt, sondern mittels Laser eingraviert. Dadurch sollte eine lange Lebensdauer gegeben sein.
Interessant dazu ist diese kleine Video, das die Laser-Gravur des Logos zeigt: https://www.facebook.com/photo.php?v=645457012148918&set=vb.223600584334565
GOBI in the wild
In den letzten Wochen habe ich den GOBI oft draußen im Gebirge genutzt. Hier ein 360°-Panorama der Milchstraße über dem nebelverhangenen Elbsandsteingebirge: https://www.360-grad-sachsen.de/360-panorama-milchstrasse-schrammsteinaussicht/
Bei Touren im Gebirge waren Größe und Gewicht des GOBI ein echter Vorteil gegenüber anderen Panoramaköpfen. Aber nicht nur im Outdoor-Bereich ist dieser kleine, leichte Panoramakopf ideal. Auch beim Fotografieren unter sehr beengten Verhältnissen wie zum Beispiel in Fahrzeuginnenräumen hat der GOBI gute Dienste geleistet.
Kleiner virtueller Rundgang in einem Rettungshubschrauber: https://www.360-grad-sachsen.de/project/drf-rettungshubschrauber-christoph-41-360-grad/
Oder der Innenraum eines TATRA 2-603 von 1969: https://www.360-grad-sachsen.de/project/tatra-2-603-360-grad/
Pro & Contra GOBI
Positiv:
– hohe Stabilität (bis 1,9 kg Nutzlast, selbst eine 5D oder D800 soll passen)
– Gewicht und Größe (320 Gramm!)
– sehr gute Verarbeitung
– integrierte Nadir-Funktion
– präzise Wasserwage
– alle Teile (Klick-Ringe, Rail-Stops, Quick Click) sind untereinander kompatibel und austauschbar
– Preis
Negativ:
Wirklich ernsthaft gab es am GOBI nichts zu kritisieren. Allenfalls die Skalen am QUICK CLICK könnten bei schlechtem Licht noch etwas besser ablesbar sein (weißer).
Wer ausschließlich große und schwere Kamera-Objektiv-Kombinationen verwendet, für den ist vielleicht der große Bruder des GOBI eine Option: Der KALAHARI ist mit 380 Gramm nur unwesentlich schwerer und erlaubt auch den Einsatz von längeren Objektiven.
Fazit
Der GOBI von Bushman Panoramic ist ein ausgewachsener Panoramakopf im Kleinstformat. Wer seine Ausrüstung oft mit sich herumtragen muss und einen Multi-Row-Kopf braucht, kommt am GOBI nicht vorbei! Für mich ist er der ideale Spielpartner im Outdoor-Bereich und hat jetzt seinen festen Platz im Fotorucksack gefunden.
Bleibt zu hoffen, dass Bushman Panoramic noch weiteres Zubehör für den GOBI und Equipment für die Panoramafotografie entwickelt und dabei den Gedanken der Minimierung und Gewichtsreduktion konsequent fortsetzt.
Mehr Informationen unter http://bushman-panoramic.com.