Wie erreicht man eine besonders beeindruckende Bildwirkung bei der Präsentation interaktiver 360°-Panoramen? Ganz einfach: in dem man möglichst ungewöhnliche und überraschende Aufnahmestandpunkte beim Fotografieren findet. So kann die Kamera z.B. mit Hilfe eines Hochstativs mehrere Meter über dem Boden “schweben”. Noch spektakulärer sind sogenannte Cliffhanger-Panoramen, bei denen die Kamera am Einbein horizontal über einen Abgrund gehalten wird. Das ist nicht immer ganz stressfrei für den Panografen. Wenn die Kamera mehrere Meter über einem Brückengeländer oder Felsvorsprung hängt, bekommt man schon mal feuchte Hände. 😉
Für solche Einsatzzwecke hat Bushman Panoramic nun zwei neue Panorama-Poles herausgebracht, die ich hier etwas genauer vorstellen möchte. Für meine Tests hatte ich den Monolite und ein Vorserienmodell des Monopole zur Verfügung. Dieses hatte eine Länge von 215 cm und nur 3 Elemente. Das Seriennodell wird 5 Segmente bei einer Länge von 315 cm haben. Das untere, dickste und das obere, dünnste Segment fehlte bei dieser Pre-Production-Version.
Monopole und den Monolite im Detail
Monopole und Monolite sind wertig verarbeitet und trotzdem relativ leicht. Das kleinere Monolite kommt auf gerade einmal 350g – trotzdem sind beide sehr stabil. Der Hersteller gibt eine maximale Tragfähigkeit von 2 kg an. Sie bestehen aus fünf bzw. vier Segmenten aus Karbonfasermaterial, die mittels Drehverschlüssen arretiert werden. An beiden Enden sind Gewindestücke mit 3/8-Zoll-Fotogewinde eingelassen, am oberen Ende ist eine kleine Stativplatte aufgeschraubt wie man sie von den hauseigenen Stativen Amarula und Eben kennt. Der Gewindestift kann umgedreht werden, so dass alternativ zum 3/8-Zoll- auch ein ¼-Zoll-Fotogewinde zur Verfügung steht.
Die technischen Daten
Monopole:
– Länge ausgezogen: 315 cm
– Transportmaß: 73 cm
– Anzahl der Segmente: 5
– Tragfähigkeit (vertikaler/horizontaler Einsatz): 2 kg/1,5 kg
Monolite:
– Länge ausgezogen: 146 cm
– Transportmaß: 48 cm
– Anzahl der Segmente: 4
– Tragfähigkeit (vertikaler/horizontaler Einsatz): 2 kg/1,5 kg
Das von mir genutze Vorserienmodell hatte am dicksten Segment einen Durchmesser von 25mm. Die Serienmodelle beider Poles werden am unteren Ende 31mm Durchmesser haben. Das dürfte die Stabilität nochmals erhöhen.
Monopole und Monolite in der Praxis
Der praktische Einsatz gestaltete sich sehr unkompliziert. Ich habe den Pole zusammen mit dem Panoramakopf Gobi und dem Karbon-Stativ Amarula von Bushman Panoramic benutzt. Diese Komponenten passen nicht nur optisch gut zusammen, es ist vor allem erstaunlich, wie leicht und handlich die Kombination ist. Man kann das ganze System bei voll ausgezogenem Pole locker herumtragen. Den Bericht zum Gobi gibt’s übrigens hier.
Vertikaler Einsatz
Den Monopole schraubt man einfach auf die Mittelsäule des Stativs. Ich habe den Panoramakopf mit Kamera vorher auf dem Pole montiert. Man sollte das Stativ auf jeden Fall beschweren um ein Kippen der Konstruktion zu verhindern. Dass sich der Einsatz bei stärkerem Wind verbietet, versteht sich von selbst. War der Monopole auf dem Amarula voll ausgefahren, kam ich mit dem Vorserienmodell auf eine Gesamthöhe von 3,55 Meter, mit der finalen Version werden es 4,60 m sein. Das sollte für die meisten Anwendungen reichen und stellt einen guten Kompromiss zwischen Höhe und Stabilität dar. Denn je höher eine solche Teleskopstange ist und je mehr Gewicht sie zu tragen hat, desto instabiler und windanfälliger wird das ganze System.
Die Drehung um die eigene Achse geht ebenfalls ganz leicht. Dazu lockert man die Arretierung der Stativmittelsäule geringfügig (!). So kann man den Monopole um den gewünschten Winkel drehen ohne dass er nach unten abrutscht. Hat man alle Bilder in der Horizontalen fotografiert, schiebt man die Teleskopstange ein und fotografiert noch, falls nötig, ein Zenitbild und leicht versetzt das Nadirbild.
Ich habe ein einzeiliges Testpanorama mit einem Fullframe-Fisheye aus einer Höhe von ca. 3,20 m und einem Kamera/Kopf-Gewicht von 1,2 kg aufgenommen. Beim Stitching hat PTGUI eine durchschnittliche Kontrollpunktdistanz von 1,65 und eine maximale Distanz von 4,52 ermittelt, also keine relevanten Parallaxenfehler. Das zeigt, dass die Kombination recht verwindungssteif und stabil ist. Voraussetzung ist natürlich, dass es weitestgehend windstill ist und das Stativ exakt gerade steht. Interessant wäre noch die Frage, ob man mit dieser Kombination in der Praxis auch mehrreihige Panoramen fotografieren kann. Das ist allerdings Stoff für einen extra Test…
Horizontaler Einsatz
Mit dem Monopole von Bushman Panoramic wollte ich natürlich auch ein paar Cliffhanger probieren. Also Kamera auf den Gobi geschraubt, Gobi auf den Monopole und mutig über die Brüstung gehalten! 😉 So hingen dann am gut zwei Meter langen Pole ca. 1200 Gramm. Cliffhanger sind natürlich eine Sache der Übung und erfahrungsgemäß treten bei diesen von Hand gehaltenen Aufnahmen immer Parallaxenfehler auf. Ich war aber überrascht, wie gering diese ausfielen. Der Monopole ist erstaunlich steif und bog sich mit dem angehängten Gewicht nur wenig durch. Selbst das etwas kürzere Preproduction-Modell war mit 2,15 Meter lang genug, dass die spektakuläre Bildwirkung des Tiefblicks richtig zur Geltung kommt.
Beispiele
Aufgenommen mit Bushman Panoramic Monopole und Gobi:
St. Aegidien/Oschatz
Hier geht’s zur interaktiven Version: http://www.360-grad-sachsen.de/panos/st_aegidien/st_aegidien.html
Monopole oder Monolite? Oder beide?
Der Monopole ist für mich der Favorit, weil er mit 3,15 m die vielseitigsten Möglichkeiten bietet. Will man aber sein Equipment mit auf Reisen nehmen, wird das unter Umständen mit dem Monopole schwierig, denn er passt nicht in jede Tasche. Außerdem dürften einige Fluggesellschaften mit einer unverpackten Teleskopstange ein Problem haben. Für diesen Fall gibt es den Monolite, der mit seinem ultra-kompakten Packmaß wirklich in jeden Koffer oder Rucksack passt.
Beide Poles kann man natürlich auch kombinieren. Übereinander geschraubt erreicht man auch ohne Stativ eine Höhe von 4,16 m. Vom Einsatz der Kombination in der Horizontalen würde ich allerdings abraten. Die Kräfte, die durch die Hebelwirkung bei dieser Länge entstehen sind nicht zu unterschätzen. Das Verbindungsstück der beiden Poles wäre dann gewissermaßen die Sollbruchstelle.
Fazit
Die neuen Poles der Buschmänner passen perfekt zu dem von mir bevorzugten Konzept des kleinen und leichten Equipments. Trotzdem sind sie sehr stabil und gut verarbeitet. Am meisten hat mich das gute Handling des Monopole beeindruckt. Er wird bei mir zukünftig zur Standardausrüstung gehören. Für alle Traveler und Globetrotter sei der Monolite empfohlen.
Mehr Infos unter www.bushman-panoramic.com