Einen sternenklaren Nachthimmel in absoluter Ruhe und Abgeschiedenheit zu beobachten, ist immer wieder ein ganz besonderes, wunderbares Erlebnis. In diesem Jahr ergab sich die Gelegenheit, ein lange geplantes Projekt zu verwirklichen: Ein interaktives 360°-Kugelpanorama der Milchstraße. Die Kanarischen Inseln bieten dafür ideale Bedingungen. Höher gelegene Regionen sind dünn besiedelt, es gibt kaum Lichtverschmutzung, die Luft ist kalt und klar. Die “Roques de García”, eine bizarre Felsformation in der Nähe des “Pico del Teide”, gaben einen imposanten Vordergrund für ein Sternenpanorama.
Auf ca. 2.200 m Höhe, unterhalb des markanten “Roque Cinchado” (Finger Gottes), baute ich um Mitternacht mein Equipment auf. Natürlich lässt sich der nächtliche Sternenhimmel nur in einer Neumondnacht fotografieren, das Mondlicht würde sonst alles überstrahlen. Lichtstarke Objektive und relativ lange Belichtungszeiten sind dabei Pflicht. Es kommt darauf an, bei der Belichtungszeit einen Kompromiss zu finden. Denn bleibt der Verschluss zu lange geöffnet, werden durch die Erdrotation Sternenspuren abgebildet. Außerdem würden sich die zehn Einzelaufnahmen, aus denen dieses Kugelpanorama besteht, später nur noch schwer zusammensetzen lassen. Die Aufnahmen für dieses Panorama wurden 20 Sekunden bei maximaler Blendenöffnung belichtet.
Für die Belichtung des Vordergrunds wurden alle Bilder ein zweites Mal aufgenommen und mit einer Hochleistungs-LED-Lampe ausgeleuchtet. Dabei wurden die Felsen mit Licht regelrecht “ausgemalt”. In der Postproduktion wurden die Aufnahmen dann kombiniert.
Genau genommen ist dieses Bild nicht ganz “korrekt”. Die Kamera sieht die Milchstraße in Helligkeit und Farbe so, wie sie das menschliche Auge nicht wahrnehmen kann. Und man könnte darüber streiten, ob das legitim ist oder nicht. Mir ging es aber in erster Linie um ein ästhetisch ansprechendes Bild, das dem emotionalen Gesamterlebnis unterm nächtlichen Sternenhimmel möglichst nahe kommt.
Das interaktive Panorama gibts hier und bei National Geographic zu sehen.
2013 gewann das Bild einen Silver Award bei den Epon International Pano Awards.