Mit dem SANDBUG bringt Bushman Panoramic einen neuen, extrem kleinen und leichten Panoramakopf auf den Markt. Das Besondere: Es handelt sich um einen echten Multirow-Kopf, der sich mittels eines cleveren Mechanismus’ zusammenklappen lässt.
So kommt er auf ein Packmaß von gerade einmal 7,5 x 11,5cm und passt damit tatsächlich in die Jackentasche. Reisende, vor allem solche die mit dem Rucksack unterwegs sind, werden das zu schätzen wissen. Trotzdem müssen sie nicht auf einen ausgewachsenen Panoramakopf verzichten und können mehrreihige, sphärische Panoramen erstellen.
Der SANDBUG ist für den Betrieb mit kleinen und leichten Systemkameras vom Schlage einer Sony Alpha 6000 prädestiniert. Dort ergeben sich nicht nur mit Fisheye-Objektiven, sondern sicher auch mit kleinen, weitwinkligen Pancakes interessante Kombinationen. Aber auch etwas größere Modelle, wie die hier verwendete Vollformat-Systemkamera Sony Alpha 7R, lassen sich gut am SANDBUG betreiben. Für diesen Test stand ein Vorserienmodell zur Verfügung, das sich noch in ein paar Details von der regulären Verkaufsversion unterscheidet. In dieser werden die Railstops, der Stativanschluss (3/8“) und die Schnellwechselplatte modifiziert. Auch die Fertigungstoleranzen sollen laut Aussage des Herstellers nochmals geringer ausfallen.
Konstruktion im Detail
Verarbeitung und Anfassqualität des SANDBUG sind auf gewohnt hohem Niveau. Alle Teile sind aus anodisiertem Aluminium gefertigt, die roten Schrauben sind griffig, alle Skalen sind graviert. Eine Wasserwaage und ein kleiner Kompass sind in der Basis integriert. So kann man schon bei der Aufnahme das Panorama nicht nur in Waage bringen, sondern auch die Ausrichtung bestimmen, indem man zum Beispiel das erste Bild exakt nach Norden fotografiert. Die Libelle funktionierte hervorragend, der Kompass am Preproduction-Model leider noch nicht. Man darf aber davon ausgehen, dass das beim regulären Serienmodell der Fall sein wird.
Der SANDBUG punktet nicht nur mit seinem Leichtgewicht sondern auch mit einer Reihe cleverer Details. So wird er für den Transport nicht zerlegt, sondern lediglich zusammengeklappt. Dazu wird die rote Schraube an der Basis gelöst und der Vertikalarm 90° umgelegt. Danach wird die Schraube wieder angezogen und der Kopf ist in Transportposition fixiert. Das geht einfach und schnell. Trotz dieser zusätzlichen, mechanischen Verbindung wirkt der Vertikalarm sehr stabil – da wackelt nichts. Stabilitätsmäßig ist kein Unterschied im Vergleich zum Gobi zu spüren, dem nächstgrößeren Modell, bei dem der Vertikalarm aus einem Stück gefertigt ist. Beim Zusammenklappen und beim Transport kann die Kamera gegebenenfalls sogar am SANDBUG montiert bleiben.
Eine weitere interessante Lösung ist der Schnellwechsel-Rotator. Möchte man mit einer anderen Brennweite fotografieren, muss man die entsprechende Anzahl der Rastpunkte im Rotator verändern. Das geht beim SANDBUG innerhalb weniger Sekunden und ganz ohne Werkzeug. Drückt man den roten Hebel über dem Rotator leicht nach oben, kann man diesen seitlich aus der Basis ziehen. Nun kann der Ring mit den Rastpunkten getauscht oder umgedreht werden. Für diverse Kamera-Objektiv-Kombinationen sind Ringe mit verschiedenen Clickstop-Intervallen (4, 6, 8,10, 12 oder 15 Clicks/Umdrehung) verfügbar. Sie sind untereinander austauschbar, das heißt, der Ring des oberen Rotators kann auch für die horizontale Drehung verwendet werden. Serienmäßig kommt der SANDBUG mit 4 bzw. 6 Clickstops am unteren Rotator und 0 (Freerun) bzw. 24 Klickstops am oberer Rotator.
Ein weiterer Vorteil der neuen Konstruktion ist der geringe Durchmesser von gerade einmal 3 cm. Da keinerlei Schrauben seitlich aus dem Rotator herausstehen, hat man, eine entsprechend kleine Stativbasis vorausgesetzt, einen minimalen Footprint im Panorama.
Neue Wege ist man beim SANDBUG auch mit den Railstops gegangen. Bei den beiden größeren Brüdern GOBI und KALAHARI kamen noch mechanische Stopper zum Einsatz, die einen definierten Anschlag des Vertikalarms ermöglichen. Das hat allerdings den Nachteil, dass man bei der Verwendung mehrere Linsen jedes Mal den Railstop mittels Inbusschlüssel „umbauen“ muss. Beim SANDBUG stattdessen sind in die Basis Rillen gefräst, in denen kleine Metallklötzchen laufen. Diese lassen sich verschieben und an der gewünschten Stelle mit einer kleinen Schraube arretieren. Beim Serienmodell werden kleine Markierungen in diese Klötzchen graviert sein, um die korrekte Position an der Skala der Basis ablesen zu können. Diese Gravuren werden fluoreszierend sein, so dass die Arbeit bei schlechten Lichtverhältnissen erleichtert wird. Der Vorteil dieser neuen Konstruktion ist, dass der Vertikalarm über die Railstops hinweg frei verschiebbar bleibt und der Panoramakopf ohne weitere Umbauarbeiten mit verschiedenen Obejektiven nutzbar ist. Wer aber mechanische Stopper lieber mag, wird auch diese am SANDBUG verwenden können. Nach Angaben des Herstellers arbeitet man an einer entsprechenden Lösung.
Auch die Kameraplatte wurde im Vergleich zu den Xtensions U, A und M verbessert. Eine Gummieinlage sorgt für einen deutlich besseren Grip. Die Platte ist sowohl im Hoch- als auch im Querformat nutzbar. So wird eine nochmals festere, mechanische Verbindung zum Beispiel an schmalen Gehäusen von Systemkameras erreicht. Beim fertigen Serienmodell wird die Platte Arca-Swiss-kompatibel sein und kann so auch direkt auf entsprechenden Kugelköpfen verwendet werden.
SANDBUG in der Praxis
Ich habe den SANDBUG in Verbindung mit der Sony A7R und dem Samyang 8mm/2.8 II Fisheye genutzt. Beim Wandern mit der Panorama-Minimalausrüstung machten sich natürlich Gewicht und Packmaß des SANDBUG positiv bemerkbar. Gerade einmal 250g bringt der Kopf auf die Waage. Die finale Version wird mit einem Karabiner geliefert, mit dessen Hilfe sich der SANDBUG zum Beispiel auch außen am Tagesrucksack anhängen lässt und so schnell griffbereit ist.
Der „Zusammenbau“ ist innerhalb von Sekunden erledigt. Ans Stativ findet der Panoramakopf mittels 3/8“-Fotogewinde Anschluss, ein Adapter auf 1/4“ liegt bei. Dieser wird beim Serienmodell übrigens direkt in der Basis verstaut. Ebenso das Multifunktionstool, mit dem man zum Beispiel die Schrauben der Railstops und der Schnellwechselplatte anziehen bzw. lösen kann. Sehr praktisch, denn so hat man das Zubehör immer dabei und muss nicht lange danach im Fotorucksack suchen.
Wie bei den größeren Panoramaköpfen KALAHARI und GOBI auch, hat der SANDBUG eine Nadirfunktion. Dazu versetzt man das Stativ ein paar Zentimeter, verschiebt den Vertikalarm auf der Basis ganz nach außen und dreht ihn um 180°. So muss man das Bodenbild nicht freihand aufnehmen, beispielsweise wenn Belichtungsreihen fotografiert werden oder mit langen Belichtungszeiten gearbeitet wird.
Auf Grund des geringen Gewichts eignet sich der SANDBUG auch gut zur Nutzung auf einem Hochstativ. Ich habe passenderweise den MONOPOLE von Bushman Panoramic verwendet.
SANDBUG im Überblick
- geringes Gewicht und kleines Packmaß durch Klappmechanismus
- Multirow-fähig
- Schnellwechsel-Rotator mit minimalen Footprint
- doppelseitige, austauschbare Rastringe
- Nadirfunktion
- integrierte Railstop-Marker
- Arca-Swiss-kompatible Schnellwechselplatte
- kaum verlierbare Teile, Zubehör wird im Panoramakopf selbst verstaut
Fazit
Soweit mir bekannt, ist der SANDBUG der kleinste und leichteste Multi-Row-Panoramakopf der Welt. Mit seinen cleveren, konstruktiven Details erinnert er ein bisschen an ein Schweizer Taschenmesser. Der SANDBUG ist ein idealer Spielpartner für kleine, leichte Systemkameras. Kombiniert mit einem Reisestativ und dem MONOPOLE, kann man sich ein professionelles Panorama-Setup zusammenstellen, das keine Wünsche offen lässt und sich wunderbar fürs Reisen und Wandern eignet.
Der SANDBUG ist nach Angabe des Herstellers voraussichtlich ab Ende April 2016 lieferbar. Mehr Informationen hier: www.bushman-panoramic.com